Anale Erkrankungen

Das Sprechen über Probleme und Beschwerden im Bereich des Darmausganges oder After ist ein Tabuthema. Meistens sind ungefährliche Erkrankungen wie das Analekzem, Hämorrhoiden, Marisken oder feine Risschen (Fissuren) für die Beschwerden verantwortlich. Die Symptome mit Brennen, Jucken oder gar Schmerzen sind aber äusserst mühsam. Selten sind auch ernsthafte Erkrankungen, wie beispielsweise Krebserkrankungen für Beschwerden verantwortlich. Mit ein Grund, wieso bei anhaltenden Beschwerden eine ärztliche Abklärung sinnvoll ist.

Der Afterbereich besitzt eine reiche Hautfältelung, so dass die Reinigung mit herkömmlichem Klopapier oft Probleme bereitet, v.a. bei Personen mit bereit bestehenden analen Problemen. In der nahezu abgeschlossenen Atmosphäre der Afterfurche können Schweiß, Analsekret und Stuhlreste in besonderer Weise schädigend auf die Hautoberfläche einwirken. Die bereits entzündete Haut wiederum ist in ihrer Abwehrfähigkeit eingeschränkt und damit beispielsweise für allergieauslösende Stoffe wesentlich leichter erreichbar. Auch Pilze, Bakterien und Viren können diese Situation der verminderten Abwehrleistung nutzen und die bereits eingetretene Entzündung verstärken oder Zweiterkrankungen auslösen. Die Reinigung mit normalem Klopapier erweist sich hier kontraproduktiv.

Die entzündliche Hautreaktion führt zu störendem Juckreiz am After. Sowohl die unzureichende Hygiene wie auch die übermässige Reinigung (z.B. mit Feuchttüchlein) können der Widerstandskraft der Haut schaden, ebenso wie Kotreste. Oft helfen die einfachsten Massnahmen, nämlich die schonende Reinigung mit Wasser. Das Abduschen mit klarem Wasser kann deswegen nur empfohlen werden, dazu ist ein Dusch WC hilfreich. Wegen der hohen Allergisierungsgefahr ist von Anwendung feuchten Toilettenpapiers abzuraten.

Am Oberrand des Afterkanals findet sich unter der Schleimhaut ein Blutgefässpolster (Hämorrhoidalvenen). Sie sichern zusammen mit dem Schliessmuskel den Abschluss des Mastdarmes, so dass kein ungewollter Stuhl- oder Windabgang eintritt. Sobald dieses dichte Gefässgeflecht sich sackartig zu Krampfadern erweitert, spricht man von inneren Hämorrhoiden. Diese krankhaften Veränderungen können im Laufe der Zeit zunehmen. Am Anfang befinden sich die Hämorrhoiden vollständig innen im Afterkanal und sind somit von aussen nicht sichtbar (Grad I). Falls keine Behandlung erfolgt, werden die Krampfadern allmählich grösser und können während dem Stuhlgang v.a. bei stärkerem Pressen aus dem After (Grad II und III) heraustreten. Im fortgeschrittenen Stadium bleiben die Hämorrhoidalknoten beständig ausserhalb des Afterkanales (Grad IV). Hämorrhoiden sind grundsätzlich ein gutartiges Leiden und werden nie bösartig.

Wie häufig sind Hämorrhoiden?

In unserer westlichen Zivilisation leidet jeder dritte mindestens einmal in seinem Leben an Hämorrhoiden. Jedes Jahr konsultieren etwa 5% der Bevölkerung wegen einem Hämorrhoidalleiden den Arzt.

Wie entstehen Hämorrhoiden?

Durch Störung des Abflusses des Blutes aus den erwähnten Gefässpolstern können Hämorrhoiden entstehen. Dies geschieht z.B. durch starkes Pressen und langes Sitzen („WC-Höckler“) auf der Toilette. Dies wird vor allem durch eine ballaststoffarme Kost und die z.T. dadurch verursachte Verstopfung gefördert. In gewissen Fällen kann aber auch Durchfall zu Hämorrhoiden führen. Bei Frauen treten Hämorrhoiden häufig auch während der Schwangerschaft auf. Weiter spielt wahrscheinlich auch die lokale Reizung der sehr empfindlichen Haut im After eine Rolle, was dazu beiträgt, dass es zur Entzündung und zum Anschwellen der Hämorrhoiden kommt.

Beschwerden

Meist verursachen Hämorrhoiden Juckreiz und Nässen, selten auch Schmerzen. Oft kommt es zu Blutungen, typischerweise frischhellrot. Wichtig ist dabei, dass jede Blutung aus dem After ärztlich untersucht wird. Blut im oder auf dem Stuhl ist immer ernst zu nehmen, da sich dahinter auch ein Polyp (noch gutartige Gewebegeschwulst) oder gar im schlimmsten Fall ein Darmkrebs verbergen kann. Die folgenschwerste Komplikation der inneren Hämorrhoiden ist die Verschleierung des Mastdarmkrebses. Wenn ein Patient während Jahrzehnten immer wieder aus inneren Hämorrhoiden geblutet hat, wird er einen Blutabgang wegen neu aufgetretenem Mastdarmtumor nicht besonders wahrnehmen und deshalb den Arzt oft spät aufsuchen.

Wie werden Hämorrhoiden diagnostiziert?

Um festzustellen, ob innere Hämorrhoiden vorliegen, ist eine sogenannte Mastdarmspiegelung notwendig. Hierfür wird in der Regel der Spezialarzt ein kurzes Röhrchen mit Innenbeleuchtung (Proktoskop) in den After einführen, um diesen zu spiegeln. Damit können dann die Hämorrhoiden festgestellt und in der Grösse eingeteilt werden. Diese Untersuchung ist für den Patienten schmerzlos.

Therapie

Bei leichten Beschwerden können allenfalls Salben oder Zäpfchen Linderung verschaffen. Bevor aber eine Selbstbehandlung versucht wird, sollte ein Arzt kontaktiert werden. Handelt es sich um Hämorrhoiden, könnten diese während der Mastdarmspiegelung z.B. mit Infrarot verödet, bei etwas grösseren Befunden mit Gummibändern abgeschnürt werden. Beides sind in der Regel schmerzlose bzw. schmerzarme Behandlungen. Sofern die Hämorrhoiden permanent aus dem Afterkanal herausragen, ist meist die Operation nötig, wobei dies nur in etwa 5% der Patienten notwendig wird.

Wichtig ist, dass die zusätzlich bestehende Verstopfung und die allenfalls schlechten Stuhlgewohnheiten (langes Sitzen, Lesen auf der Toilette) behoben werden. Häufig lässt sich die Verstopfung sehr wirkungsvoll durch eine Vermehrung des Schlacken- und Ballaststoffanteils der Nahrung (z.B. Weizekleie, Leinsamen, Früchte und Gemüse) beheben. Etwa ¼ der chronisch verstopften Patienten werden damit noch nicht weiche Stühle erzielen. Hier müssen zusätzlich vom Arzt gut ausgewählte Abführmittel (Laxantien), idealerweise osmotisch wirksame Präparate, verschrieben werden, welche den Wassergehalt des Stuhles erhöhen.

Was ist ein Analekzem?

Das Analekzem, auch als Juckflechte bezeichnet, ist eine juckende, entzündliche Hautveränderung am After. Es kommt oft vor und hat unterschiedlichste Ursachen.

Ursachen

Als häufige Ursachen finden sich Erkrankungen des Afters und Mastdarmes wie Hämorrhoiden, Afterschliessmuskelschwäche mit Stuhlschmieren, allenfalls auch einmal ein Fistelleiden oder Feigwarzen (Condyloma acuminatum). Eine ganz wichtige und häufige Ursache für das Analekzem ist die falsche, z.T. auch die übermässige Analhygiene. V.a. das Verwenden von Seifen und Pflegemitteln, inkl. Feuchttüchlein können allergische Reaktionen hervorrufen (z.B. Kontaktallergien auf Inhaltsstoffe eines Hautpflegemittels).

Beschwerden

Es zeigt sich eine Rötung am After, die mit Jucken, Brennen und/oder Nässen einhergeht. Gelegentlich finden sich Blutspuren am Toilettenpapier.

Abklärung

Wegen den verschiedenartigen Ursachen, empfiehlt sich, sofern die Beschwerden trotz schonender Analhygiene (lediglich Reinigung mit Wasser, z.B. unter der Dusche oder mit einem Dusch-WC) nicht bessern, eine Abklärung beim Hausarzt, allenfalls, sofern sich keine Erkrankung im Afterbereich findet (wie z.B. Hämorrhoiden) auch durch einen Hautarzt. Wichtig ist die genaue Untersuchung, um virale Hautentzündungen und auch gewisse Krebsvorstufen (Analkarzinom) zu erkennen.

Therapie

Die Therapie richtet sich nach der Ursache des Analekzems. Die Möglichkeiten reichen von einer Lokalbehandlung mit entzündungshemmenden, antibakteriellen oder antimykotischen Wirkstoffen über die Einnahme eines Medikamentes. Bei Vorliegen einer proktologischen Erkrankung kann diese durch den Spezialisten behandelt werden (z.B. Hämorrhoiden-Behandlung, allenfalls gar Operation). In jedem Fall empfiehlt sich eine schonende Analhygiene. Nach vorsichtiger Reinigung mit klarem Wasser sollte der After getrocknet werden (mit dem Föhn, allenfalls durch schonendes Abtupfen mit weichem, weißem Toilettenpapier). Von gewohnheitsmäßigem Gebrauch feuchter Toilettentücher ist wegen der Gefahr einer Allergisierung abzuraten.

Was sind Perianalvenenthrombosen?

Die Perianalvenenthrombose (weniger präzise auch thrombosierte äussere Hämorrhoide genannt) sind schmerzhafte Knoten am Afterrand, die durch Blutgerinnsel, welche sich in den Gefäßen des Afterrandes entwickeln, entstehen. Die Erkrankung macht sich durch unterschiedlich große, gerötete, sehr schmerzhafte Knoten am Analrand bemerkbar. Diese Schmerzen können v.a. zu Beginn stark sein.

Ursache

Körperliche Anstrengung wie starkes Pressen bei hartem Stuhlgang, allenfalls auch Heben von schweren Gegenständen, sowie übermäßiger Alkoholgenuss kommen als Auslöser von Perianalvenenthrombosen in Betracht. Bei Frauen tritt die Erkrankung infolge der hormonellen Umstellung bevorzugt vor der Regelblutung oder während der Schwangerschaft auf.

Therapie

Sofern der Befund sehr frisch ist, d.h. weniger als 48h alt, kann durch Eröffnung des Knotens und Ausräumen des Gerinnsel, allenfalls durch Wegschneiden desselben, die Heilung beschleunigt werden. Diese kleine Operation wird meist in örtlicher Betäubung vorgenommen.
Dem Spontanverlauf überlassen heilen jedoch diese Befunde oft auch ohne Operation ab, wenn auch die Selbstheilung etwas länger dauert. Bei älteren Thrombosen muss oft dieser Weg eingeschlagen werden, da die Gerinnsel vom Körper bereits teilweise verschafft wurden und somit die Operation mit dem Eröffnen der Thrombose und das Auspressen dieser Gerinnsel nicht mehr möglich ist. Es helfen dann Schmerzmittel und allenfalls Sitzbäder. In jedem Falle ist auf weichen Stuhl zu achten, allenfalls auch unter Zuhilfenahme von milden Abführmitteln.

Wie bei allen Erkrankungen des Afters empfiehlt sich die schonende Analhygiene mit Feuchtreinigung (unter fliessendem Wasser, der Dusche oder einem Dusch-WC), um eine weitere Reizung zu vermeiden. Auf Seife, Shampoo oder Ähnliches sollte verzichtet werden.

Was sind Marisken?

Marisken sind weiche Hautfalten bzw. Hautläppchen am äußeren Rand des Afters. Häufig bleiben Marisken nach abgeheilten Perianalvenenthrombosen oder nach Analrandschwellungen im Rahmen eines Hämorrhoidalvorfalls als Überbleibsel zurück. Gelegentlich werden Marisken mit Hämorrhoiden verwechselt, was dann zu falscher Behandlung führen kann.

Therapie

Im Allgemeinen verursachen sie bei angepasster Analhygiene mit Wasser unter Vermeidung von Seife keine Beschwerden und müssen nicht entfernt werden. Nur bei anhaltendem Schmieren von Stuhl können grosse Marisken in einer Operation oder allenfalls auch in örtlicher Betäubung entfernt werden.

Was ist eine Analfissur?

Hier handelt es sich um einen Einriss der Analhaut und Schleimhaut, der sich in der Folge entzündet und ein ständig neu aufreissendes, nicht heilendes, längliches Geschwür bildet. Diese Einrisse werden vor allem an der Vorderseite und der Hinterseite des Afters gegen das Steissbein hin bemerkt und verursachen Schmerzen.

Entstehung

An der Entstehung einer Fissur scheint ein erhöhter Druck des Schliessmuskels (Sphinktertonus) beteiligt zu sein. Es wird vermutet, dass unter anderem harter Stuhlgang, ein Hämorrhoidalleiden oder lang dauernder Durchfall zu Schäden an der Analschleimhaut führen. Diese Gewebeschäden heilen dann infolge von Durchblutungsstörungen, die der erhöhte Sphinktertonus verursacht, schlechter ab. Ist erstmal eine akute Analfissur entstanden, so entsteht ein Teufelskreis. Die Schmerzen führen erneut zu einem höheren Sphinktertonus, dieser behindert wiederum die normale Wundheilung. Man unterscheidet zwischen einer akuten, kurzzeitig auftretenden Fissur ohne Folgeveränderungen und der chronischen, nicht spontan abheilenden Analfissur, welche mit narbigen Veränderungen des Analkanales einhergeht.

Symptome

Bei einer akuten Analfissur treten während und nach der Stuhlentleerung heftige Schmerzen auf, die über Stunden anhalten können. Häufig verspürt der Patient auch einen anhaltend unerträglichen Druck aufgrund des permanenten Schliessmuskelkrampfes. Häufig kommt es zu Blutabgang beim Stuhlen (helleres Blut). Durch den Stuhlgang kommt es dann immer wieder zum Aufreissen der Fissur. Bei einer chronischen Analfissur bildet sich im Laufe der Zeit eine derbe Hautverdickung am Afterrand (als Vorpostenfalte bezeichnet).

Therapie

In erster Linie sollte die konservative, d.h. nicht operative Behandlung versucht werden. Ein guter Heilungserfolg wird in der Regel mit einer den Muskel entspannenden Salbe (z.B. Nifedipin- oder Nitgroglycerin-Salbe) erzielt. Diese Salbe bewirkt, dass sich der verkrampfte Schliessmuskel wieder entspannen kann. Die Salbe wird mit dem Finger mehrmals täglich im Afterkanal aufgetragen. Dies führt gleichzeitig zu einer leichten Dehnung des Schliessmuskels. Daneben ist auf eine gute Stuhlregulation zu achten, damit die Wunde nicht immer wieder aufreisst. In der Zeit der Heilung der Fissur sollte Ihnen der Arzt ein gut verträgliches Abführmittel verschreiben, welches Sie regelmässig einnehmen sollten.

Wichtig ist auch, auf schonende Analhygiene zu achten, idealerweise durch Feuchtreinigung oder mit Ausduschen nach jedem Stuhlgang.
Eine weitere nicht operative Methode ist das Einspritzen von Botulinumtoxin unter die Fissur. Dadurch wird die Muskelanspannung unter der Fissur verhindert. Der Druck auf die Fissur wird vermindert, und es kann Narbengewebe entstehen, welches den Riss in der Haut und Schleimhaut abheilen lässt. In der Regel wird die Botulinumtoxinbehandlung nur bei nicht abheilender Fissur angewandt, d.h. wenn der Afterriss auch unter konsequentem Salben binnen 8-12 Wochen nicht abheilt.

Führen diese Maßnahmen nicht zum Ziel, dann muss die Fissur bis auf den Schließmuskel komplett ausgeschnitten werden, um eine normale Wundheilung zu ermöglichen. Gelegentlich muss auch ein Teil des Schließmuskels mit einer kleinen Operation eingeschnitten werden. Dabei besteht aber die Gefahr einer späteren Inkontinenz (=Unfähigkeit, den Stuhlgang genügend zu kontrollieren), so dass die Operation nur sehr ungern und erst als letzte Lösung durchgeführt wird.

überarbeitet am 04.09.2022

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