Chronische Darmbeschwerden

Über jahrelang bestehende Darmbeschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung oder Übelkeit wird in der Arztpraxis relativ häufig berichtet.

Diese «chronischen» Darmbeschwerden sind typischerweise über lange Zeit in etwa gleich stark ausgeprägt. Treten bei einem Menschen plötzlich Durchfälle, Verstopfung oder Bauchschmerzen in Kombination mit Fieber, Blut im Stuhl oder anhaltend veränderter Stuhlformung auf, so muss eine zeitnahe ärztliche Abklärung erfolgen; letztere Beschwerden sind nicht Teil dieses Beitrages.

Die Ursachensuche bei chronischen Darmbeschwerden gestaltet sich trotz fortschrittlicher Medizin oft schwierig, da Darmbeschwerden durch mannigfaltige Ursachen hervorgerufen werden können und sich der Darm nicht so leicht untersuchen lässt, wie andere Organe.

Folgende Ursachengruppen werden unterschieden

Nahrungsmittelallergien (ausführlich beschrieben im Gesundheitstipp Nahrungsmittelallergie) entstehen durch genau gerichtete Überreaktionen des Immunsystems auf gewisse Nahrungsmoleküle. Sie können selten (wie auch Bienen- oder Pollenallergien) schwerste, lebensbedrohliche Reaktionen im Körper auslösen. Jedoch sind die meisten von einer Allergie Betroffenen mit milderen Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall konfrontiert.

Früher kannte man nur die Fruktose- und die Laktoseintoleranz. Heute weiss man, dass auch andere sogenannt «kurzkettige, fermentierbare Kohlenhydrate» (englische Abkürzung «FODMAP») zu Intoleranzbeschwerden führen können. Laktose und Fruktose sind auch solche FODMAP-Moleküle.

Bei Intoleranzen ist das Problem, dass die Nahrungsmittelbestandteile durch die von Mensch zu Mensch etwas unterschiedlich zusammengesetzten Verdauungssäfte zu wenig gut «aufgespaltet» werden. Dadurch bleiben Histamin, Frucht-, Milch- oder eben andere kurzkettige fermentierbare Zucker zu lange im Darmbrei. Und da dort gasbildende Bakterien leben, welche diese Zucker als Nahrung brauchen, nimmt die Gasbildung mit ihren Folgebeschwerden zu. Zudem ziehen diese Zuckerformen durch ihre physikalische Wirkung Wasser aus dem Gewebe in den Darmbrei und es entsteht wässriger Durchfall.

Dabei handelt es sich um eine relativ neue Ursache für chronische Darmbeschwerden. Meist spricht man vom SIBO (englische Abkürzung für «Dünndarm-Bakterienüberwucherung»). Der Darm ist zirka sieben Meter lang und erfüllt auf dieser Strecke verschiedene Aufgaben. Bei SIBO-Betroffenen ist diese Aufgabenverteilung gestört: Schon auf den ersten Metern finden sich Bakterien, welche in den letzten Darmabschnitt gehören würden: Dadurch werden Vorverdauungsschritte unterwandert und Stoffe statt im Dickdarm bereits im Dünndarm verarbeitet. Als Konsequenz entstehen viel Luft und Wasserüberladung was zu Krämpfen, Durchfall und Übelkeit führt.

Bei Zöliakie liegt das Problem in einer Immunreaktion auf Gluten, einem Molekül, das in Weizen und anderen Getreideformen vorkommt. Gluten ruft im Dünndarm eine Immun-Abwehrreaktion hervor, wodurch die Darmoberfläche durch andauernde Aufräumprozesse zerstört wird. Dadurch ist die Verdauungsfähigkeit gestört und die genannten Darmbeschwerden entstehen.

Eine milde Form der Darmbeschwerden mit vermehrten Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfallneigung tritt teils nach dem Abklingen einer Magen-Darm-Grippe oder nach einer Ernährungsumstellung auf. Die Ursache liegt in diesem Fall praktisch immer in einer vorübergehenden Nahrungsmittel-Intoleranz (s.o.), welche sich dann oft legt, sobald sich die Verdauungssäfte regeneriert haben.

Diagnosestellung

Da es nur wenige, eher unexakte Testverfahren für die Untersuchung von Darmbeschwerden gibt, wird die Diagnose in den meisten Fällen durch eine genaue Befragung gestellt. Zudem wird der Patient gerne angewiesen, ein Ernährungstagebuch zu führen und seine Beschwerden zu dokumentieren. In der Folge kann dann eine Diätanpassung empfohlen und die vermutete Diagnose durch einen Beschwerderückgang gefestigt werden.

Wenn die Befragung aber unergiebig ist, müssen manchmal weitere Tests durchgeführt werden: Für die Suche nach Zöliakie kann eine Blutwertbestimmung gemacht werden. Wird eine Intoleranz vermutet, so können «Provokations-Teste» die Diagnose bestätigen: Der mutmasslich auslösende Stoff wird getrunken und die auftretenden Beschwerden über den Verlauf mehrere Stunden dokumentiert. Für die FODMAP-Intoleranz kann mit Hilfe der Ernährungsberatung eine spezielle Eliminations-Diät durchgeführt werden. Eine Magen-Spiegelung ist selten aufschlussreich und wird zum Beispiel zur Darmsekretgewinnung benötigt, wenn eine Fehlbesiedlung vermutet wird. Eine Darmspiegelung gibt entgegen der häufigen Erwartung kaum je Hinweise auf die Ursache chronischer Blähungen, kann bei anhaltendem Durchfall aber über Gewebeproben weitere Erkenntnisse bringen.

Behandlung

Abgesehen von einem Medikament für die Aufspaltung der Laktose und dadurch Verminderung der Laktoseintoleranz gibt es bisher nur symptomlindernde Wirkstoffe gegen chronische Darmbeschwerden. Zentraler Therapieansatz ist daher die Vermeidung der Auslöser. Den Therapiebeginn sollte man im Rahmen einer zertifizierten Ernährungstherapie absolvieren, da sonst über die Jahre eine Nährstoffmangelsituation entstehen kann.

erstellt am 24.10.2023

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