10 Fragen zu Diabetes (Zuckerkrankheit)

„Diabetes bekommt, wer zu viel Zucker isst!“ Stimmt diese weit verbreitete Meinung wirklich? Zwar wissen fast alle, dass es sich bei Diabetes um die sogenannte „Zuckerkrankheit“ handelt. Die Entstehung oder wie viele Menschen davon betroffen sind, wissen nicht so viele, deshalb hier die Antworten.

Diabetes Typ 1 (Jungenddiabetes) ist eine chronische Krankheit, die häufig schon im Kindesalter auftritt und bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht heilbar ist. Das eigene Immunsystem greift hierbei die körpereigene Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse an und zerstört die insulinproduzierenden Zellen: Es entsteht ein „absoluter Insulinmangel“. Das Hormon Insulin ist für den Transport des mit der Nahrung aufgenommenen Zuckers aus dem Blut in die Muskel- und Fettzellen verantwortlich. Durch den Insulinmangel kommt es zu einem starken Anstieg des Blutzuckers nach dem Essen und gleichzeitig zu einer Unterversorgung der Körperzellen. Ein Diabetes Typ 2 entwickelt sich im Laufe des Lebens. Er ist darum  auch als Altersdiabetes bekannt – allerdings tritt er mittlerweile auch schon in jüngeren Jahren auf. Bei Menschen mit Diabetes Typ 2 produziert die Bauchspeicheldrüse zwar Insulin, aber die Körperzellen verlieren ihre Empfindlichkeit für das Hormon und/oder die Ausschüttung des Insulins aus den Zellen der Bauchspeicheldrüse ist vermindert. Auch der Diabetes Typ 2 ist meist chronisch: Allerdings lässt er sich positiv beeinflussen, indem sich Betroffene gesund ernähren, abnehmen und sich ausreichend bewegen.

Diabetes wird durch Blut- oder Urintests nachgewiesen. Dabei wird der Blutzuckerspiegel untersucht. Ist der Blutzuckerspiegel höher als die Normalwerte, so liegt ein Diabetes vor.  Unterschieden wird zwischen dem aktuell vorhandenen Blutzucker, der auch selber gemessen werden kann, und dem sog. Langzeitwert, dem HbA1c, der beim Arzt alle 3 Monate gemessen wird. Der Langzeitzucker gibt einen Durchschnittswert der letzten 3 Monate an.

Das Tückische an Diabetes ist: Er tut nicht weh. Vor allem Diabetes Typ 2 beginnt schleichend. Die unspezifischen Symptome wie etwa ständiges Hungergefühl, Gewichtszunahme, Niedergeschlagenheit und Müdigkeit treten auch bei vielen anderen Krankheiten oder in unterschiedlichen Lebenssituationen auf. Ebenfalls Warnzeichen sind häufiges Wasserlassen, Durst, Gewichtsabnahme, Sehstörungen, schlechte Wundheilung oder trockene Haut. Steigt der Blutzucker extrem, kommt es zu Erbrechen und Bauchschmerzen. Auffällig ist auch ein Geruch des Atems nach faulen Äpfeln oder Nagellack. Trotz dieser eindeutigen Symptome wird jeder fünfte Diabetes Typ 1 erst entdeckt, wenn der Stoffwechsel entgleist ist. Betroffene fallen aufgrund zu hoher Blutzuckerspiegel in ein lebensbedrohliches diabetisches Koma. Ebenso lebensbedrohlich wie die Stoffwechselentgleisung sind die Folgeerkrankungen, die sowohl durch Diabetes Typ 1 als auch durch Diabetes Typ 2 entstehen können. Sie treten vor allem auf, wenn die Blutzuckerwerte dauerhaft zu hoch sind. Denn ein schlecht eingestellter Blutzucker schädigt Nervenbahnen und Gefässe.  Durchblutungsstörungen an den Beinen, Erblindung oder auch Herzinfarkt oder Schlaganfall können zum Beispiel zu den Folgen eines permanent erhöhten Blutzuckers gehören.

Der Typ-1-Diabetes hat zahlreiche Ursachen, die ineinandergreifen und die Insulin Produktionsstätten (Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse) zerstören. Man geht davon aus, dass die Autoimmunerkrankung unter anderem durch genetische Faktoren oder Virusinfektionen begünstigt wird. Sicher ist jedoch, dass es nicht die Süssigkeiten sind, die bei Kindern Diabetes Typ 1 auslösen. Anders bei Typ-2-Diabetikern: Bei ihnen ist es oft der Lebensstil, der das Entstehen der Krankheit fördert. Besonders häufig sind übergewichtige Menschen betroffen. Eine ungesunde Ernährung sowie wenig Bewegung spielen hierbei eine wichtige Rolle als Auslöser. Beim Typ 2 Diabetes spielt auch die Vererbung eine wichtige Rolle.

Menschen mit Diabetes Typ 2 werden immer jünger. Die Stoffwechselkrankheit kann also alle Altersgruppen betreffen. Bei älteren Menschen tritt Diabetes Typ 2 jedoch deutlich häufiger auf als bei jüngeren. Im Alter zwischen 40 und 59 Jahren leiden zwischen 4 und 10 Prozent der Männer und Frauen daran, bei den Menschen im Alter von 60 Jahren und darüber sind es bis zu 28 Prozent.

Menschen mit Diabetes Typ 1 sind lebenslang auf Insulin angewiesen. Denn ihre Bauchspeicheldrüse produziert kein Insulin. Man spricht von einem „absoluten Insulinmangel“. Bei den Typ-2-Diabetikern hingegen besteht ein „relativer Insulinmangel“. Die Bauchspeicheldrüse produziert zwar Insulin, aber die Körperzellen reagieren nicht ausreichend auf das Hormon. Zudem kann die Ausschüttung des Insulins aus den Zellen der Bauchspeicheldrüse gestört sein. Sie versucht dies auszugleichen, indem sie immer mehr Insulin ausschüttet. Doch trotz erhöhtem Insulinspiegel gelangt immer weniger Zucker in die Körperzellen. Die meisten Menschen mit Diabetes Typ 2 werden heute erfolgreich mit Tabletten und neuen sehr wirksamen Medikamenten, die mittels Pen gespritzt werden, (oft nur einmal pro Woche) behandelt.  Allerdings liesse sich bei etwa 50 Prozent der Typ-2-Diabetiker die Blutzuckereinstellung auch ohne Medikamente verbessern – das heisst, mit Ernährungsumstellung, Gewichtsabnahme, spezieller Schulung und vor allem regelmässiger Bewegung.

Geht es um einen gesunden Lebensstil, gelten für Menschen mit Diabetes und Nicht-Diabetiker die gleichen Regeln: Auf Kohlenhydrate sowie Zucker müssen sie nicht verzichten. Entgegen manchen Diäten, die empfehlen, möglichst wenige Kohlenhydrate zu essen, ist es sinnvoll ungefähr die Hälfte der täglichen Energie in Form von Kohlenhydraten zu sich zu nehmen. Dabei soll Zucker 10 Prozent der Tagesenergie nicht überschreiten. Das entspricht 50 Gramm täglich. Häufig wird auch Süssstoff empfohlen. Denn er enthält weder blutzuckersteigernde Kohlenhydrate noch Kalorien. In normalem Mass gilt Süssstoff nicht als gesundheitsgefährdend und kann daher als Ersatz für Zucker dienen.

Übergewichtige Typ-2-Diabetiker sollten in erster Linie auf die Kalorien achten und Fett einsparen. Denn eine Gewichtsabnahme macht den Körper auch wieder empfindlicher für Insulin. Aber nicht jeder Diabetiker ist dick und nicht jeder Übergewichtige bekommt auch Diabetes.

Insbesondere Menschen mit Diabetes Typ 2 profitieren von regelmässiger körperlicher Aktivität. Auch Menschen mit Diabetes Typ 1 können bedenkenlos Sport treiben, wenn sie ihren Blutzucker regelmäßig kontrollieren. Geeignet sind vor allem Ausdauersportarten, die das Herz-Kreislauf-System und die Lungen trainieren. Nordic Walking, Joggen, Velo fahren, Wandern oder Schwimmen sind hierfür ideal. Grundsätzlich ist es möglich, mit Diabetes auch Hochleistungssport zu betreiben. Dies beweisen etliche Spitzensportler mit Diabetes Typ 1. Meist brauchen diese aber eine sportärztliche Begleitung, zumindest in der Anfangsphase.

Auch Frauen mit Diabetes können sich ihren Kinderwunsch erfüllen. Sowohl bei Schwangeren mit Typ-2-Diabetes als auch bei Schwangeren mit Typ-1-Diabetes gibt es Risiken. Beide Gruppen gelten daher nach wie vor als „Risikoschwangere“. Sie sollten sich daher gut auf die Schwangerschaft vorbereiten. Denn gerade in den ersten Schwangerschaftswochen ist das Risiko für Fehlbildungen des Ungeborenen und Fehlgeburten bei Diabetikerinnen, deren Stoffwechsel nicht optimal eingestellt ist, vergleichsweise hoch. Ein gesundes Kind zur Welt zu bringen, ist aber trotzdem der Normalfall. Zu den schwangeren Frauen, die bereits wegen eines Diabetes behandelt werden, kommen jedes Jahr leider immer mehr hinzu, die während der Schwangerschaft einen Diabetes, einen Gestationsdiabetes entwickeln. Dies liegt vor allem daran, dass immer mehr werdende Mütter übergewichtig oder sogar adipös sind – ein Hauptrisikofaktor für einen Diabetes.

Immer wieder liest man in der Zeitung, dass ein Diabetiker einen Unfall verursacht hat, weil er eine Unterzuckerung hatte. Tatsache ist aber, dass Diabetiker nicht mehr Unfälle verursachen als Nicht-Diabetiker. Damit Menschen mit Diabetes sich und andere im Strassenverkehr nicht gefährden, hat der Gesetzgeber Verordnungen erlassen. Sie regeln, unter welchen Bedingungen Menschen mit Diabetes Auto fahren dürfen. Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie als Diabetiker „gut” eingestellt sind. Das heisst vor allem: Ihr Blutzucker sollte möglichst geringen Schwankungen unterliegen und vor Antritt einer Fahrt gemessen werden. Vor allem für Diabetes Typ 2 gibt es heute sehr viele Medikamente, welche glücklicherweise keine Unterzuckerung mehr auslösen, dem Hauptrisiko für Diabetiker im Strassenverkehr.

geschrieben am 12.11.2022

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