Aktuelle Impfempfehlungen

Regelmässig werden die neusten Impfempfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit veröffentlicht. Da uns dieses Thema besonders am Herzen liegt und es in den letzten Jahren wiederholt Anpassungen an die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse gegeben hat, möchten wir Sie über die Änderungen der letzten Jahre informieren.

Die wichtigsten letzten Neuerungen von 2019 kurz zusammengefasst:

Seit 2019 werden Säuglinge früher gegen Masern, Mumps und Röteln geimpft, die Pneumokokkenimpfung sowie die Hepatitis-B-Impfung werden jedem Kind empfohlen und jede Schwangere (in jeder Schwangerschaft) gegen Keuchhusten geimpft. Gegen Diphtherie, Tetanus, Pertussis, H. influenzae und Kinderlähmung wird jeweils eine Impfung weniger benötigt. Zudem wird die FSME-Impfung neu praktisch allen Einwohnern der Schweiz und die Impfung gegen Gürtelrose allen ab 65 Jahren empfohlen.

Grundsätzliches zu Impfungen

Grundsätzlich sind Impfungen eine wirkungsvolle Methode, um Krankheiten und ihre Komplikationen zu vermeiden. Sie werden heutzutage millionenfach bei Kindern und Erwachsenen angewendet und verursachen als Nebenwirkung meist nur leichte Beschwerden. Viele schwere Komplikationen von eigentlichen Kinderkrankheiten sind aufgrund der Impfungen sehr viel seltener geworden. Beispiele für die Erfolge sind die weltweite Elimination der Pocken oder die Eindämmung der Kinderlähmung.

Die Impfungen unterdrücken das Immunsystem keinesfalls, wie oft befürchtet wird. Sie ahmen eine natürliche Infektion nach, so dass eine Abwehrreaktion durch das Immunsystem ausgelöst wird. Bei einem späteren Kontakt mit dem echten Virus oder Bakterium ist das Immunsystem bereits vorgewarnt und reagiert darum ungleich rascher und effizienter. Die Impfung nimmt dem Immunsystem also nicht die Arbeit ab, sondern trainiert die Abwehrreaktion.

Die Diphterie ist eine schwere Infektion des Kehlkopfes. Die Infektion kann sehr rasch verlaufen und führt zum Anschwellen des Kehlkopfes. Sie kann vor allem bei Kleinkindern zum Erstickungstod führen. Die Krankheit ist auch unter dem Namen „echter Krupp“ bekannt und zum Glück seit der Impfung selten geworden.

Die Tetanuserkrankung (Starrkrampf) wird durch Bakterien verursacht, welche vorwiegend in der Erde leben. Verschmutzte Verletzungen können zu einer Infektion mit diesen Bakterien führen. Es reichen dazu Verletzungen mit Dornen im Garten.

Der sehr ansteckende Keuchhusten (Pertussis) ist vor allem für Säuglinge eine schwere Erkrankung.  Sie leiden an schweren Hustenanfällen mit Erstickungssymptomen und dies bis zu 50x pro Tag. Die Krankheit kann bis zu 4 Wochen dauern. Komplikationen sind Lungenentzündungen, Krämpfe und gelegentlich bleibende Schädigungen des Gehirns. Einer von 200-300 Säuglingen stirbt bei einer Erkrankung mit diesem Keim.

Zum Schutz vor diesen drei Erkrankungen empfiehlt das BAG die Grundimmunisierung mit neu total (nur) noch 3 Impfungen im Alter von 2, 4 und 12 Monaten, welche mittels Sechser-Kombi-Injektion (zusammen mit anderen Impfstoffen) verabreicht werden können. Reguläre Auffrischimpfungen folgen mit 4-7 Jahren und dann mit 11-15 Jahren. Danach ist die nächste Auffrischimpfung erst wieder mit 25 Jahren notwendig und in der Folge alle 20 Jahre bis zum 65. Alterjahr. Ab dem Alter von 65 Jahren wird die Auffrischung alle 10 Jahre empfohlen.

Bei Verletzungen, welche relevant verschmutzt sind, wird eine zusätzliche Tetanusimpfung empfohlen, sofern die letzte Impfung länger als 10 Jahre her ist. Ebenso sollte der Pertussis-Impfschutz in jeder Schwangerschaft aufgefrischt werden; zudem bei allen Personen, welche Kontakt mit Säuglingen unter 6 Monaten haben, deren letzte Impfung mehr als 10 Jahre zurückliegt.

Hepatitis B ist eine Leberentzündung, welche durch das Hepatitis-B-Virus ausgelöst wird. Übertragen wird das sehr ansteckende Hepatitis-B-Virus durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten (insbesondere Blut und Genitalsekreten) infizierter Personen. Infizierte Mütter können die Krankheit während der Geburt auf ihr Kind übertragen.

Meist heilt eine akute Hepatitis B spontan vollständig aus. Bei 5 bis 10 % der Personen, die sich als Erwachsene angesteckt haben und bei 90 % der Säuglinge, die während der Geburt infiziert wurden, entwickelt sich jedoch eine chronische Hepatitis B. Diese kann zur Vernarbung der Leber (Leberzirrhose) oder zu Leberkrebs führen.

Zur Vorbeugung gegen Hepatitis B wird die Impfung neu für alle Säuglinge zum Zeitpunkt der regulären Impftermine (2, 4, 12 Monate) mittels Sechser-Kombi-Injektion empfohlen. Die Impfung kann aber in jedem Alter verabreicht werden. Das konsequente Einhalten der Safer Sex-Regeln verringert das Risiko, sich mit Hepatitis B zu infizieren. Für Beschäftigte im Gesundheitswesen ist die Hepatitis B Impfung obligatorisch.

Die Kinderlähmung ist seit 20 Jahren in der Schweiz verschwunden und seit 2002 ist auch Europa frei von Kinderlähmung. Dies ist einer der Erfolge der Impfung. Andernorts ist das Poliovirus aber teilweise noch vorhanden, so dass man sich auf Reisen anstecken kann. Die Polioviren zerstören Nervenzellen und verursachen dadurch meist lebenslange Lähmungen.

Zur Immunisierung gehören neu nur noch 4 Impfungen, welche ebenfalls in der Sechser-Kombi-Injektion enthalten sind. Nach 10 Jahren wird eine Auffrischimpfung empfohlen, falls man in Regionen reist, wo Polioviren noch verbreitet sind (Afrika (Subsahara), Naher- und Mittlerer Osten, Indonesien, Burma).

Masern, Mumps und Röteln sind sehr ansteckende, durch Viren verursachte Krankheiten, für die es keine heilende Behandlung gibt und die fälschlicherweise oft als harmlos bezeichnet werden. Obwohl viele Leute nach einigen Tagen wieder gesund sind, führen die Krankheiten zu schweren und belastenden Beschwerden. Ausserdem können schwere Komplikationen (u.a. Hirnhautentzündung, Unfruchtbarkeit, Fehlbildungen bei Ungeborenen) auftreten, die bleibende körperliche- oder geistige Schäden und in seltenen Fällen den Tod verursachen können.

Die Impfung ist das einzige wirksame Mittel, um sich gegen diese Krankheiten zu schützen. Aus diesem Grund wird empfohlen, alle Kinder mit zwei Dosen des MMR-Impfstoffes impfen zu lassen. Die Impfdosen werden neu früher und in kürzerem Abstand verabreicht. Dies weil sich gezeigt hat, dass der Impfschutz früher aufgebaut sein muss. Neu wird somit mit 9 und 12 (bis 13) Monaten geimpft, wobei es für eine optimale Wirkung wichtig ist, dass die Termine relativ genau eingehalten werden. Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine weltweite Masernelimination, welche dann erreicht wird, wenn 95% der Menschen geimpft sind. In der Schweiz liegen wir momentan um 90%, in Finnland wurden die Masern 1995 eliminiert.

Meningokokken-Erkrankungen werden durch verschiedene Untergruppen dieser Bakterien verursacht. 10 bis 15% der europäischen Bevölkerung tragen im Nasen-Rachen-Raum Meningokokken, ohne selbst zu erkranken. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion, z. B. beim Niesen, Husten oder Küssen. Eine Infektion kann milde verlaufen und spontan abheilen. Gelangen die Bakterien jedoch durch die Schleimhaut ins Blut, kann es zu schweren Erkrankungen wie schwerer Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung (Meningitis), teilweise mit Todesfolge kommen.

In der Schweiz kommt es jährlich zu rund 60 schweren Meningokokkenerkrankungen. Hauptsächlich betroffen sind Kinder unter 5 Jahren und Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren.

Die Impfung gegen Meningokokken ist als Basisimpfung (dringend) für Rekruten, gewisse Reisende und immungeschwächte Menschen empfohlen. Zudem ist als ergänzende Impfung im Alter von 2 und 11 bis 15 Jahren. Dabei wird neu ein breiter wirksamer Impfstoff angewendet, weil in den letzten Jahren gewisse Meningokokkengruppen häufiger bei uns aufgetreten sind.

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird von Viren verursacht, welche durch Zeckenstiche übertragen werden. Zecken leben vor allem in Laubwäldern mit üppigem Unterholz und kommen in der ganzen Schweiz bis auf einer Höhe von zirka 2000 Meter über Meer vor. Neben Frühsommer-Meningoenzephalitis FSME können Zecken auch die Bakterien die Borreliose verursachen übertragen.

Sieben bis vierzehn Tage nach dem Stich einer infizierten Zecke kann es zu einer ersten Krankheitsphase mit grippeartigen Symptomen kommen. Bei 5 bis 15 % der Infizierten kommt es nach einem beschwerdefreien Zeitraum zum Befall des Nervensystems mit Kopfschmerzen, Lichtscheu, Schwindel, Konzentrations- und Gehstörungen, die über Wochen oder Monate anhalten. Bei einem gewissen Teil der Patienten treten Lähmungen auf oder bleiben Behinderungen zurück. In schwersten Fällen führt die FSME-Infektion gar zum Tod. Eine ursächliche Behandlung der FSME ist nicht möglich, es können lediglich Symptome behandelt werden.

Die FSME tritt immer häufiger auf. Gab es 2005 noch 100-200 Fälle pro Jahr, so waren 2018 bereits 380 Menschen in den meisten Gebieten der Schweiz betroffen. Aus diesem Grund wird die Impfung neu für alle Einwohner der Schweiz (ab 6 Jahren) empfohlen, sofern sie sich gelegentlich im Wald oder der Nähe von Hecken und Büschen aufhalten. Ausnahmen sind die Bewohner der Kantone Genf und Tessin, wo bisher kaum FSME-Fälle aufgetreten sind. Ergänzend sind die allgemeinen Schutzmassnahmen gegen Zecken zu beachten: gut abschliessende Kleidung und das Meiden von Unterholz. Hilfreich sind ausserdem Schutzmittel für die Haut und Insektizide für die Kleider.

Die humanen Papillomaviren sind die häufigste sexuell übertragbare Infektion. Mehr als 70% der sexuell aktiven Männer und Frauen stecken sich im Laufe des Lebens mit diesem Virus an. Meist verursachen die HP-Viren keine Beschwerden. Leider kann das HP-Virus bei der Frau aber Gebärmutterhalskrebs und bei beiden Geschlechtern Analkrebs oder Rachenkrebs verursachen. Zudem werden auch die unschönen und hartnäckigen Genitalwarzen durch HPV verursacht.

99% der Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen können durch die Impfung verhindert werden. Der jährliche gynäkologische Untersuch mit regelmässigen Krebsabstrichen bleibt aber unerlässlich. Ideal ist eine Impfung gegen HPV vor dem ersten Geschlechtsverkehr, damit die Impfung noch vor einer ersten HPV Infektion erfolgt. Im Alter von 11 bis und mit 14 Jahren reichen zwei Impfungen. Falls die erste Impfung erst mit 15 Jahren erfolgt, braucht es 3 Dosen. Die seit einigen Jahren verfügbare HPV-Impfung schützte bereits gegen vier gefährliche Typen. Seit 2019 gibt es jetzt einen Impfstoff gegen neun verschiedene Typen. Auch Knaben wird die Impfung zum Schutz vor Genitalwarzen, Anal- und Rachenkrebs sowie der Verminderung der Weiterübertragung empfohlen. Sämtliche Kosten für die HPV-Impfung werden vom Kanton getragen.

Seit 2019 wird die Pneumokokkenimpfung allen Säuglingen als Basisimpfung empfohlen. Pneumokokken-Erkrankungen werden durch verschiedene Typen des Pneumokokken-Bakteriums ausgelöst. Diese leben im Nasen-Rachen-Raum vieler Menschen, ohne eine Erkrankung zu verursachen. Zum Ausbruch der Krankheit kann es kommen, wenn die Immunabwehr vermindert ist, z.B. durch eine andere Krankheit. Besonders gefährdet sind Personen mit Immunschwäche, chronischer Herz-, Lungen- oder Nierenerkrankung, Leberzirrhose, Diabetes. Pneumokokken können verschiedene Erkrankungen verursachen. Dazu gehören Lungenentzündung, Blutvergiftung, Mittelohrentzündung und Hirnhautentzündung (Meningitis). Bei Kindern unter zwei Jahren sind Pneumokokken die häufigste Ursache für akute bakterielle Hirnhautentzündungen. Diese kann tödlich enden oder zu schweren bleibenden Schäden führen. Die Behandlung von Pneumokokken-Erkrankungen wird durch Resistenzen gegen Antibiotika erschwert.

In der Schweiz kommt es pro Jahr zu etwa 1000 schweren Pneumokokken-Erkrankungen, meist Lungenentzündungen, seltener Blutvergiftungen oder Hirnhautentzündungen. Sie treten in den Wintermonaten häufiger auf als im Sommer. Hauptsächlich betroffen sind Kinder unter zwei Jahren sowie Personen über 65 Jahren. Insgesamt sterben jährlich gegen 100 Erkrankte, von denen rund 80% über 65 Jahre alt sind.

Die Impfung wird bei Säuglingen mit je einer Injektion zum Zeitpunkt der üblichen Impftermine (2, 4, 12 Monate) durchgeführt.

Diese Krankheitsbilder werden durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht. Die Viren werden meist schon in der Kindheit durch Tröpfchen in der Luft von Mensch zu Mensch übertragen. Beim Erstkontakt führt dies zu den «Wilden Blatern» (= Windpocken) und heilt meist folgenlos aus. Tritt die Erstinfektion erst im Erwachsenenalter auf, können jedoch schwere Schädigungen auftreten. Ganz besonders gravierend ist eine Erstinfektion während der Schwangerschaft, da dies zu schwersten Missbildungen beim Fötus führen kann.

Nach Abklingen der «Wilden Blatern» verbleibt das Virus lebenslang in bestimmten Nervenzellen und kann bei Immunschwäche oder zunehmendem Alter wieder Beschwerden in Form der Gürtelrose machen. Dabei kommt es auf einer Körperseite zu einem streifenförmigen Hautausschlag mit Bläschen. Es können verschiedene Komplikationen auftreten: Gelegentlich ist der Ausschlag begleitet von starken und langanhaltenden Schmerzen und in 10–20 % der Fälle ist ein Auge vom Ausschlag mit betroffen.  Rund 20 % der Menschen, welche die Windpocken durchgemacht haben, erkranken später im Leben einmal an einer Gürtelrose.

Die Impfung gegen Windpocken wird Jugendlichen zwischen 11 und 15 Jahren empfohlen, falls sie die «Wilden Blatern» bis zu diesem Alter nicht sicher durchgemacht haben.

Es wird zudem empfohlen, alle Menschen über 65 Jahren mit einem seit 2022 neu erhältlichen modernen Impfstoff (Shingrix) gegen die Gürtelrose zu impfen.

überarbeitet am 04.09.2022

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