Nahrungsmittelallergie
Viele Leute haben den Eindruck, dass ihre Beschwerden auf eine Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln zurückzuführen sind. Eigentliche Allergien auf Bestandteile des Essens oder Trinkens sind ziemlich selten. Sie kommen nur bei 2 von 100 Erwachsenen vor, bei Kleinkindern etwas häufiger.
Bei echten Allergien lösen bestimmte Nahrungsbestandteile im körpereigenen Abwehrsystem (Immunsystem) eine Überempfindlichkeitsreaktion aus. Als Allergieauslöser kommen viele Nahrungsmittel in Betracht. Weitaus am häufigsten sind in der Schweiz Sellerie, Milchprodukte, Karotten, Hühnerei oder Fisch für Nahrungsmittelallergien verantwortlich. Prinzipiell möglich ist auch eine Allergieauslösung durch gentechnisch veränderte Produkte.
Sogenannte Pseudoallergien sind häufiger als echte Allergien auf Nahrungsmittel. Die Beschwerden ähneln der Allergie, das körpereigene Abwehrsystem ist jedoch nicht daran beteiligt. In diese Gruppe gehören Reaktionen wie sie durch Lebensmittelzusatzstoffe wie gewisse Farbstoffe, Antioxidantien und Konservierungsmittel ausgelöst werden. Besser bekannt sind diese Stoffe unter der Bezeichnung mit den E und einer Zahl. bsp. E46 etc.
Allergieähnliche Reaktionen werden auch durch gewisse Esswaren ausgelöst, die viel vom Stoff „Histamin“ enthalten, wie gewisse Fisch- und Käsesorten, oder aber im Körper Histamin freisetzten, wie Erdbeeren.
Entstehung von Nahrungsmittelallergien
Die Neigung zu Allergien wird vererbt. Bei Erwachsenen ist oft schon eine andere Allergie vorhanden (z.B. Heuschnupfen oder Asthma), bevor sich noch eine Nahrungsmittelallergie entwickelt. Allergieerzeugende Substanzen (Allergene), die mit der Luft eingeatmet werden (z.B. Pollen), lösen die Bildung spezieller Abwehrstoffe (Antikörper) aus. Diese Abwehrstoffe heften sich an gewisse weisse Blutkörperchen und an Zellen im Körpergewebe (vor allem an der Lunge, der Haut und dem Darm). Bei diesem Kontakt setzen die Trägerzellen hochwirksame Stoffe (z.B. Histamin) frei, welche die Allergiesymptome auslösen. (allergischer Schnupfen, Asthma, Nesselfieber, Bauchschmerzen, Koliken etc. ) Wenn die Antikörper Nahrungsbestandteile, die chemisch ähnlich sind, mit den Pollenallergenen verwechseln, entsteht zusätzlich eine Nahrungsmittelallergie. Manchmal lösen auch Nahrungsmittelallergene direkt die Bildung spezifischer Antikörper aus. Es entsteht eine Allergie, ohne den Umweg über eine Pollenallergie.
Symptome
Allergische Reaktionen beginnen meist innerhalb von Minuten bis wenigen Stunden nach Genuss des betreffenden Nahrungsmittels. An den Lippen, im Mund und im Hals macht sich Juckreiz und eine Schwellung bemerkbar. Im Magen-Darmtrakt bewirkt das Nahrungsmittel oft Übelkeit, Bauchkrämpfe und Durchfall. Auf der Haut bilden sich Quaddeln (Nesselfieber), Rötungen oder Ekzeme. Manchmal entsteht Niesreiz und die Nase läuft. Lebensbedrohliche Reaktionen (starke Halsschwellung, Atemnot, Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit) sind zum Glück bei Nahrungsmittelallergien selten. Zur Sicherheit tragen Personen, die an Nahrungsmittelallergien leiden ein Notfallset bei sich, bestehend aus Notfallmedikamenten mit Kortison und Antiallergika, denn es kann vorkommen, dass das auslösende Nahrungsmittel versehentlich konsumiert wird.
Nachweis von Nahrungsmittelallergien
Oft gelingt es nicht so ohne weiteres eine Nahrungsmittelallergie sicher nachzuweisen. Gelegentlich liegen die Zusammenhänge allerdings klar auf der Hand, etwa bei einer Person, die jeweils kurz nach dem Genuss eines auffälligen Nahrungsmittels (z.B. Erdnüsse) immer mit den genau gleichen Beschwerden reagiert. Da auch nur Bestandteile von Nahrungsmitteln, die in verschiedenen Speisen vorkommen können, Allergien auslösen, ist es nicht immer einfach, dem Allergen auf die Spur zu kommen. Der Arzt benötigt deshalb genaue Angaben über den Speisezettel, die auftretenden Reaktionen, die bis zur Reaktion verstreichende Zeit und über die zur Reaktionsauslösung nötige Nahrungsmittelmenge. Ein Tagebuch, mit dessen Hilfe die Selbstbeobachtung während einer gewissen Zeit durchgeführt wird, kann zur Aufdeckung der Zusammenhänge beitragen.
Oft helfen auch Such- oder Eliminationsdiäten bei der Klärung weiter. Ausgewählte Nahrungsmittel werden dabei während einiger Wochen weggelassen um dann einzeln, im Abstand von einigen Tagen wieder zuzufügen. Die Besserung der Beschwerden durch Weglassen und das Wiederauftreten der Symptome durch Zufügen des verdächtigen Nahrungsmittels verstärken die Verdachtsdiagnose einer Nahrungsmittelallergie.
Mit Haut- und Bluttesten kann der Arzt den Verdacht auf Nahrungsmittelallergie erhärten. Am Beweiskräftigsten, jedoch sehr aufwendig, ist schliesslich der Provokationstest unter ärztlicher Aufsicht. Dabei wird das beschuldigte Nahrungsmittel in zunehmender Menge konsumiert, bis sich die Beschwerden einstellen. Weil bereits die Erwartung von Reaktionen Beschwerden verursachen können, muss der Provokationstest manchmal versteckt durchgeführt werden, um diese psychologischen Störeinflüsse auszuschalten.
In der Komplementärmedizin werden viele Verfahren zum Nachweis von Nahrungsmittelallergien angepriesen. Am bekanntesten ist wohl die Bioresonanz, die auch zur Therapie eingesetzt wird. Der Beweis der Wirksamkeit konnte bis heute leider noch nicht erbracht werden. Mit diesen Methoden werden oft Unmengen von allergieauslösenden Stoffen nachgewiesen, obwohl die Beschwerden, die der Betroffene hat, gar keiner Allergie entspricht. Darauf werden dann strenge Diäten verordnet, welche die Lebensqualität des Betroffenen einschränkt und die Geduld der Köchin strapazieren kann. Wichtig ist deshalb eine Gesamtbetrachtung für die Betroffenen, welche verschiedene Verfahren vergleicht und kritisch beurteilt und dann bei Übereinstimmungen eine Konsequenz daraus ableitet.
Was hilft bei Nahrungsmittelallergien?
Bisher gibt es nur ein einziges nachweislich wirksames Vorgehen bei Nahrungsmittelallergien: Das Nahrungsmittel, welches die Beschwerden verursacht, muss konsequent gemieden werden. In enger Zusammenarbeit mit dem Arzt und der Ernährungsberaterin können individuell angepasste Menupläne zusammengestellt werden. Es gilt auch, die Deklaration auf Lebensmittelpackungen genau zu studieren, um unverträgliche Bestandteile meiden zu können. Aus diesem Grund sind genaue Inhaltsangaben auf Lebensmittel für Allergiker so wichtig. Gefährlich können Nahrungsmittel sein, die offen verkauft werden und eine genaue Deklaration verpasst wird. (Bsp. Backwaren)
Manchmal verschwindet eine Nahrungsmittelallergie wieder nach einigen Jahren, wenn die Auslassdiät strikte befolgt wird. Bei anderen Betroffenen wird die Allergie allerdings eine lebenslange Begleiterin. Medikamente oder wirksame andere Heilverfahren gegen eine Nahrungsmittelallergie gibt es heute leider keine, obwohl immer wieder solche angepriesen werden. Medikamente gegen Allergien können nur die Symptome lindern oder aber starke Reaktionen unterdrücken und somit Leben retten.
überarbeitet am 04.09.2022