Neue Impfempfehlungen

Seit dem letzten Beitrag zu diesem Thema (2019) gab es diverse Neuerungen. So werden unter anderem neu auch den Senioren zwei wichtige Impfungen empfohlen – die meisten wissen jedoch nichts davon. Den Nutzen dieser, respektive aller Impfungen, gilt es nicht zu verpassen, denn: Impfungen haben mit dazu beigetragen, dass die Lebenserwartung seit 1950 um 15 Jahre zugenommen hat. Sie verhindern unnötiges Leid, sparen Ressourcen und tragen zur Senkung der Kosten im Gesundheitswesen bei. Übrigens: Die durch Einzelfallberichte aufgekommene Befürchtung, dass Impfungen zu Autismus oder Immunschwäche führen könnten, wurden um die Jahrtausendwende wissenschaftlich widerlegt. Im zweiten Teil des Beitrages finden Sie vertiefte Informationen zu den erwähnten Erkrankungen.

  1. Allen Personen ab 65 Jahren (oder 50 mit Vorerkrankungen) steht eine Impfung zur Verhinderung der Gürtelrose (Herpes Zoster) zur Verfügung, welche sehr gut funktioniert.
  2. Neu sollen sich alle Personen über 65 Jahren gegen Pneumokokken impfen. Es stehen bessere, breitere Pneumokokken-Impfstoffe zur Verfügung als früher. Der Impfschutz vor schweren Verläufen der Infektion gilt als hoch und muss später nicht mehr aufgefrischt werden.
  3. Seit 2023 steht Personen ab 65 Jahren mit Vorerkrankungen eine etwas besser schützende Grippeimpfung zur Vermeidung schwerer Verläufe zur Verfügung. Sie verursacht jedoch mehr Nebenwirkungen.
  1. Seit letztem Jahr wird empfohlen, alle Kinder gegen das Auftreten der “Wilden Blatern” zu impfen. Damit können Komplikationen der Varizellen-Infektion (Lungenentzündung, Hirnhautentzündungen) verhindert, die Häufigkeit und Heftigkeit der Gürtelrose reduziert und die mitunter langen Krankheitsausfälle für Kinder in der Schule (und der betreuenden Eltern im Beruf) verhindert werden.
  2. 2024 wurde der Impfplan für Säuglinge mit zwei Impfungen gegen Meningokokken erweitert. Kinder werden neu mit 3, 5 und 12-18 Monaten gegen diese zwar relativ selten ausbrechenden, dann aber extrem gefährlichen Bakterien geimpft. Bisher ungeimpfte Kinder können bis zum 5. Lebensjahr nachgeimpft werden.
  3. Die “Zeckenimpfung” gegen FSME wird neu bereits mit drei Jahren verabreicht (bisher ab 6). Die Impfung schützt vor den FSME-Viren, welche teils bleibende Hirn-Schäden verursachen. Sie muss gemäß aktueller Studienlage weiterhin alle 10 Jahre aufgefrischt werden.
  4. Die Kleinsten, 2–4-monatigen Säuglinge, können neu mittels einer Schluckimpfung gegen schwere Verläufe von Durchfallerkrankungen durch Rota-Viren geschützt werden. Später als in dieser Altersgruppe wird die Impfung nicht mehr empfohlen.
  5. Ganz aktuell ist die RSV-Impfung: Sie wird ab Oktober 2024 allen Säuglingen als Schutz im ersten Winter ihres Lebens empfohlen. Kinder, welche im Sommerhalbjahr zur Welt kommen, werden im Oktober geimpft, alle Wintergeborenen möglichst direkt nach der Geburt.
  1. Ab 11 bis 20 Jahre soll der Impfschutz gegen schwere Meningokokken-Infektionen geboostert werden. Dies, weil bis ins junge Erwachsenenalter wieder vermehrt schwere Infektionen auftreten.
  2. Alle Mädchen und neu jeder Junge sollten ab 11 Jahren und möglichst vor Beginn des Sexlebens, gegen HPV geimpft werden. Wird später geimpft, funktioniert der Schutz ebenfalls, aber etwas weniger sicher. Es kann bis zum Alter von 26 Jahren gratis nachgeimpft werden.
  3. Ob Jugendliche, Kinder oder Erwachsene: Neuerdings sollen sich alle, die die “Wilden Blatern” noch nicht gehabt haben, rasch möglichst dagegen impfen lassen.

Hintergrundinformationen zu den Erkrankungen

10 bis 15% der europäischen Bevölkerung tragen im Nasen-Rachen-Raum Meningokokken, ohne selbst zu erkranken. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion, z. B. beim Niesen, Husten oder Küssen. Eine Infektion kann milde verlaufen und spontan abheilen. Gelangen die Bakterien jedoch durch die Schleimhaut ins Blut, kann es zu schweren Erkrankungen wie schwerer Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung (Meningitis), teilweise mit Todesfolge kommen.

In der Schweiz kommt es jährlich zu rund 60 schweren Meningokokkenerkrankungen. Hauptsächlich betroffen sind Kinder unter 5 Jahren und Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren.

Diese Krankheitsbilder werden durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht. Beim Erstkontakt führt es zu den «Wilden Blatern» (= Windpocken). Nach Abklingen der «Wilden Blatern» verbleibt das Virus lebenslang in bestimmten Nervenzellen und kann bei Immunschwäche, insbesondere mit zunehmendem Alter, öfter zum Krankheitsbild der Gürtelrose – eine sehr schmerzhafte, teils gefährliche Krankheit, auslösen.

In der Schweiz kommt es pro Jahr zu x-tausenden Mittelohr- und Lungenentzündungen mit Pneumokokken, davon entwickeln sich etwa 1000 besonders schwere Verläufe mit Blutvergiftungen oder Hirnhautentzündungen. Hauptsächlich betroffen sind Kinder unter zwei Jahren sowie Personen über 65 Jahren. Insgesamt sterben jährlich gegen 100, v.a. ältere, Erkrankte.

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird von Viren verursacht, welche durch Zeckenstiche übertragen werden. Zecken leben vor allem in Laubwäldern mit üppigem Unterholz und kommen in der ganzen Schweiz bis auf einer Höhe von zirka 2000 Meter über Meer vor. Die FSME, eine teils schwer verlaufende Infektion des Gehirns, kann bleibende Schäden hinterlassen. Sie tritt häufiger auf als früher: Gab es 2005 noch 100-200 Fälle pro Jahr, so waren 2020 über 400 Menschen in der Schweiz betroffen.

Die humanen Papillomaviren sind die häufigste sexuell übertragbare Infektion. Mehr als 70% der sexuell aktiven Männer und Frauen stecken sich im Laufe des Lebens mit diesem Virus an. Meist verursachen die HP-Viren keine Beschwerden. Leider kann das HP-Virus bei der Frau aber Gebärmutterhalskrebs und bei beiden Geschlechtern Analkrebs oder Rachenkrebs verursachen. Zudem werden auch die unschönen und hartnäckigen Genitalwarzen durch HPV verursacht.

99% der Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen können durch die Impfung verhindert werden.

Dieses Virus verursacht insbesondere im Winter Atemwegsinfektionen und ist für Epidemien verantwortlich. Bei Säuglingen führt eine RSV-Infektion in 15-20% der Fälle zu einer Bronchiolitis und erfordert in 2-3% der Fälle einen Krankenhausaufenthalt. Zudem steigt durch eine Infektion das Risiko, später im Leben an Asthma zu erkranken. Die Impfung schützt zu 75% vor schweren Infektionsverläufen und Spitaleinweisungen.

erstellt am 17.09.2024

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