Der vertrampte Fuss (sog. OSG-Distorsionsverletzung)

Fast jeder hat sich schon einmal den Fuss vertrampt oder ist ausgerutscht und sich dabei Schmerzen im Knöchel zugezogen. Normalerweise ist das nicht weiter schlimm. Was aber, wenn es stark schmerzt, der Fuss stark anschwillt oder man das betroffene Gelenk überhaupt nicht mehr bewegen kann?

Beim Vertrampen des Fusses geschieht meistens eine Fehlbewegung im oberen Sprunggelenk. Das Gelenk wird vom inneren Knöchel (unteres Ende des Schienbeins), dem äusseren Knöchel (unteres Wadenbeinende) und dem Sprungbein (oberster Fusswurzelknochen) gebildet. Diese Knochen sind durch Innen- und Aussenbänder straff verbunden. Eine weitere zugehörige Bandstruktur ist auch die sogenannte «Syndesmose», eine flächige bandartige Verbindung welche sich über die gesamte Unterschenkellänge zwischen Schien- und Wadenbein spannt.

Werden durch eine leichtere Fehlbewegung nur Gelenksknorpel geprellt oder Anteile der Sprunggelenkskapsel- oder Sprunggelenksbänder überdehnt, so spricht man von einer Verstauchung respektive Bänderzerrung. Werden dabei Bänder zerrissen vom Bänderriss. Das betroffene Areal erholt sich meistens innerhalb einiger Tage, bei Bänderrissen innert weniger Wochen. Schon nach kurzer Zeit ist eine gewisse Belastung wieder möglich.

Durch eine starke Fehlbewegung über den natürlichen Bewegungsumfang des Gelenkes hinaus können neben den genannten «weichen» Gelenksstrukturen auch die am Gelenk beteiligten Knochen brechen. Die Komplexität der Verletzung reicht von einem nicht-verschobenen Aussenknöchelbruch ohne Bandverletzung bis hin zur kompletten Ausrenkung des Sprunggelenkes mit Zerreissung aller Bänder, der Gelenkkapsel und dem Bruch aller das Sprunggelenk bildender Knochen.

Diagnosestellung

Ein erfahrener Arzt kann das Ausmass des Schadens einerseits anhand der manuellen Untersuchung oder – je nach Fall – auch mittels eines Röntgenbildes meist problemlos erkennen. Bei Bänderzerrungen oder Rissen ist das Gelenk für gewöhnlich relativ stabil und leichte Bewegungen bleiben möglich. Bei einem Bruch, v.a. wenn er verschoben ist, ist das Gelenk jedoch meist instabil, d.h. es entsteht Beweglichkeit in unnatürliche Richtungen. Zudem kann es bei Druck oder Zug auf die Bruch-Anteile zu «Knochenknirschen» kommen, was man beim Betasten auch spürt. Bei verschobenen Brüchen sieht man häufig schon von aussen die Fehlstellung.

Behandlung von Verstauchungen, Zerrungen und Bänderrissen

Dafür gibt es das sogenannte PECH-Schema:

  • P wie Pause: Schonung des betroffenen Gelenkes
  • E wie Eis: Kühlung
  • C wie Compression: Kompressionsverbände, gerade am Sprunggelenk, sind sehr wirkungsvoll
  • H wie Hochlagerung: um das Gewebe möglichst schnell zum Abschwellen zu bringen.

Das Gelenk wird während der Heilungsphase mittels einer Sprunggelenksschiene gestützt und vor erneuten Fehlbewegungen geschützt, darf aber belastet werden. Ab zwei Wochen nach dem Unfall kann die Stützfunktion schrittweise wieder an die Muskulatur übergeben werden. Die Schiene kann stunden- oder tageweise ausgezogen werden, um die Koordinationsfähigkeit der Fuss- und Unterschenkelmuskulatur wieder vermehrt zu aktivieren.

Behandlung von Sprunggelenksbrüchen

Nicht verschobene Brüche am unteren Ende des Wadenbeins benötigen keine Operation und verheilen unter Ruhigstellung in einer Schiene oder einem Gips gut von selbst. «Einfachere» verschobene und nur leicht instabile Brüche werden meist gleichentags operiert. Dabei wird eine Metallplatte über den Bruchspalt hinweggelegt und mit dem Knochen verschraubt. Dies ist jedoch nur in den ersten sechs Stunden nach dem Unfall möglich. Später ist das Sprunggelenk und das Gewebe aussenrum häufig so stark geschwollen, dass erst mit der Operation einige Tage zugewartet werden muss, bis die Weichteile etwas abgeschwollen sind.

Komplizierte Verletzungen oder gar Ausrenkungen (d.h. die Gelenksflächen stehen nicht mehr vis-à-vis) des Sprunggelenkes werden in einem ersten Schritt eingerenkt und dann mit einem sogenannten «Fixateur externe» versorgt. Hierbei werden ähnlich einem Baugerüst rund um die Bruchzone lange Schrauben in die Knochen fixiert und ausserhalb der Haut mit stabilen Längs-Stangen verbunden. Nach einigen Tagen der Abschwellung kann dann die endgültige Versorgung meist ebenfalls mit Metallplatten, Marknägeln und Knochenschrauben erfolgen. Grund für dieses Vorgehen ist, dass bei grösseren Verletzungen auch mehr Weichteilgewebe geschädigt wird. Da dieses zur Heilung beiträgt, lohnt es sich, die Weichteile zuerst etwas erholen zu lassen, bevor man die Knochenverbindung wiederherstellt.

Ein einfacher Aussenknöchelbruch ist meist nach sechs bis zehn Wochen mit dem vollen Körpergewicht belastbar, bei komplexeren Brüchen dauert es in Abhängigkeit der Knochen- und Weichteilheilungsgeschwindigkeit oft deutlich länger. Während der Heilungsphase muss physiotherapeutisch hart trainiert werden, um Koordinationsfähigkeit und Kraft aufrechtzuerhalten, die Abschwellung zu unterstützen und letztlich auch die Bewegungsfähigkeit im Gelenk wiederherzustellen.

angepasst am 03.09.2022

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