Rückenschmerzen

Vorkommen

Der Rückenschmerz ist ein sehr häufiges Symptom in unserer Bevölkerung. Eigentlich sehen wir fast jeden Tag in der Hausarztpraxis mindestens einen Patienten mit Rückenschmerzen. Eine Untersuchung der Schweizer Bevölkerung zeigte sogar, dass 80% der Bevölkerung mindestens einmal im Leben mit stärkeren Rückenschmerzen rechnen müssen. Meistens ist dabei die Lendenwirbelsäule betroffen. In 80-90% kommt es glücklicherweise zu einer spontanen Heilung. Nur gerade 5% der Beschwerden halten länger als 3 Monate an. Rückfälle sind aber sehr häufig.

Ursache

In  den allermeisten Fällen (bis 80%) sind die Beschwerden unspezifisch und können keiner eigentlichen Ursache ganz genau zugeordnet werden. Wahrscheinlich sind verschiedene Veränderungen und Belastungen in Kombination für die Beschwerden verantwortlich.
Folgende Veränderungen können Ursache für die Beschwerden sein.

Es gibt verschiedene angeborene, aber auch erworbene Fehlformen der Wirbelsäule, welche mehr oder weniger fixiert sind und sich nur bedingt korrigieren lassen. Dazu gehört die Torsionsskoliose, eine Verbiegung und Verdrehung der Wirbelsäule. Ausserdem gibt es Veränderungen mit einem vermehrten Buckel in der Brustwirbelsäule (Hyperkyphose) oder einem „hohlen Kreuz“ (Hyperlordose).

Fehlhaltungen und Fehlbelastungen sind sehr häufig und führen früher oder später unweigerlich zu Beschwerden. Es ist darum vor allem bei der Arbeit auf eine gute Haltung zu achten. Der Arbeitsplatz sollte für den Rücken optimal eingerichtet sein. Stuhl und Tischhöhe sollten so eingestellt sein, dass die Schultern frei hängen können und in den Ellbogen, sowie Kniegelenken ein Winkel von über 90° vorhanden ist. Der obere Bildschirmrand sollte maximal auf Augenhöhe sein. Ideal ist ein sogenanntes dynamisches Sitzen. Dies bedeutet, dass die Sitzposition immer wieder leicht geändert wird. So wird die Belastung für den Rücken immer wieder leicht abgeändert. Abwechslung mit einem Stehpult ist ideal. Zudem ist empfehlenswert häufiger aufzustehen und sich zu bewegen. Allenfalls können gelegentlich kleine Dehnungsübungen gemacht werden.

Ein weiterer Punkt ist das Heben und Tragen von schweren Gegenständen. Idealerweise umgeht man dies und sucht sich ein Hilfsmittel oder zumindest einen Helfer. Ein runder Rücken sollte beim Heben vermieden werden.

Natürlich machen die Abnutzungserscheinungen auch an der Wirbelsäule nicht Halt. Mit zunehmendem Alter werden die Wirbelsäulengelenke, die Knochen und die Bandscheiben ebenfalls abgenutzt. Dies führt zu Arthrosen in den Wirbelgelenken und zu Höhenminderung der Bandscheiben. Schlussendlich können die veränderten Gelenke oder auch ein Bandscheibenvorfall auf den Rückenmarksnerv drücken und so einen ausstrahlenden Rückenschmerz auslösen. Eigentlich können kleinere Bandscheibenvorfälle auch bei einer nicht schmerzhaften Wirbelsäule relativ oft gefunden werden. Beschwerden machen diese erst, wenn sie mithelfen, einen Rückenmarksnerv einzuengen.

Der typische entzündliche Rückenschmerz macht vor allem Nachtschmerzen. Die Patienten klagen über Schmerzen in der zweiten Nachthälfte, welche auf Bewegung besser werden. Zudem kann dieser bei entzündlichen Rheumaerkrankungen häufiger wechseln. Typisch ist auch eine gleichzeitige Entzündung  des Gelenks zwischen Kreuzbein und Darmbeinschaufel (ISG Gelenk).

Es gibt noch etliche weitere Ursachen für Rückenschmerzen. Wirbelkörperbrüche bei Osteoporose, Infektionen, Verletzungen nach Trauma, aber auch andere Erkrankungen der inneren Organe können Rückenschmerzen auslösen. Diese Beschwerden sind klar zu trennen von den unspezifischen häufigen Ursachen.

Diagnose

Da sehr viele Beschwerden spontan wieder bessern, kann bei fehlenden auffälligen Befunden zu Beginn auf eine Weiterabklärung verzichtet werden. Sobald die Beschwerden sich über Wochen nicht verbessern wollen, sogar zunehmen unter Behandlung oder weitere Symptome dazukommen, sollte eine ärztliche Abklärung stattfinden. Je nach Untersuch müssen dann eventuell weitere Abklärungen gemacht werden.

Therapie

Bei Rückenschmerzen ist von Anfang an auf eine gute Schmerzkontrolle zu achten. Die Schmerzen im Rücken verursachen eine Verhärtung und Verkrampfung der umgebenden Muskulatur. Dadurch entstehen wiederum vermehrt Schmerzen und damit eine weitere Verkrampfung der Muskulatur. Es entsteht ein Teufelskreis, welcher unbedingt durchbrochen werden muss. Erst wenn der Schmerz reduziert werden kann, wird sich auch die Muskulatur wieder lösen und der Teufelskreis ist durchbrochen.

Unterstützend wirken Wärme, leichte Massagen, Osteopathie, Akupunktur etc.

Vor allem bei rezidivierenden Beschwerden, muss auch eine Kräftigung der Muskulatur unbedingt diskutiert werden. Mit einer guten Haltungsmuskulatur kann der Druck auf Wirbelgelenke und die Bandscheiben vermindert werden. Ausserdem sollte eine Fehlhaltung korrigiert werden. Dieses Training kann selbständig gemacht werden. Gelegentlich braucht es dafür aber eine physiotherapeutische Anleitung. Wichtig ist aber in der Folge vor allem die konsequente Weiterführung der Übungen. Sobald diese nicht mehr gemacht werden, verschwindet ebenfalls die Aufgebaute Muskulatur und der Vorzustand stellt sich wieder ein.

überarbeitet am 03.09.2022

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