Aktuellste Empfehlungen der Säuglingsernährung

Die schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie und die schweizerische Gesellschaft für Ernährung haben im Auftrag des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen Empfehlungen für die Säuglingsernährung erarbeitet. In diesem Artikel sollen diese Empfehlungen in einfacher Art zusammengefasst und erklärt werden.

Prävention von Allergien

Früher hatte man die stillende Mutter zur Verhinderung von Allergien beim Säugling mit Einschränkungen bezüglich der Nahrungsmittelauswahl belegt. Es gibt aber keine Beweise, dass solche Diäten tatsächlich Allergien verhindern können. Die stillende Mutter muss sich also bei der Ernährung nicht einschränken. Grundsätzlich wird zur Allergieprävention empfohlen mindestens 4 Monate ausschliesslich zu stillen. Mit der Beikost soll frühestens ab dem 5. Monat begonnen werden. Spätestens im 7. Monat sollte der Säugling erstmals Beikost erhalten haben. Auch beim Säugling macht es keinen Sinn im ersten Jahr potenziell allergene Nahrungsmittel wie Fisch oder Ei zu meiden. Es hat keinerlei Auswirkung auf die Entwicklung von Allergien.

Dies gilt auch für das Gluten (Weizen etc). Gemäss neueren Studien kann eine verzögerte Einführung von Gluten höchstens das Auftreten einer Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) leicht verzögern, nicht aber verhindern. Glutenhaltige Nahrungsmittel dürfen also jederzeit der Beikost ab dem 5. Monat hinzugefügt werden.

Fingerfood

Auch die Selbstfütterung gehört zur Beikost. Als Vorteile gelten eine bessere Regelung des Appetits und eine schärfere Wahrnehmung des Kindes für Sättigung. Die feste Kost (Biskuit, Brot, Gurken etc), welche das Kind selber zum Mund führen kann, gehörte aber eigentlich schon immer zur ganz normalen Entwicklung des Essverhaltens.

Vegetarische oder vegane Ernährung für Säuglinge

Mit einer vegetarischen Ernährung ist ebenfalls die Versorgung mit allen notwendigen Nährstoffen möglich, sofern sie abwechslungsreich ist und auf eine genügende Eisenzufuhr geachtet wird. Es sollten also auch eisenreiche pflanzliche Lebensmittel verabreicht werden, möglichst in Kombination mit Vitamin C, damit die Aufnahme des Eisens vereinfacht wird. Es wird empfohlen bei rein vegetarischer Kost mindestens 500ml Muttermilch oder Säuglingsanfangsnahrung zu verabreichen.

Eine vegane Ernährung von Säuglingen wird ausdrücklich nicht empfohlen. Auch stillende, sich vegan ernährende Mütter, müssen unbedingt darauf achten, alle Vitamine und Nährstoffe in genügenden Mengen zu sich zu nehmen. Dies ist kaum möglich ohne zusätzliche Gabe von zumindest Vitamin B12. Die im ersten Lebensjahr rasante Gehirnentwicklung und Blutbildung könnten ansonsten gefährdet sein beim Säugling. Falls Eltern trotzdem ihrem Kind rein vegane Beikost geben wollen, ist die Begleitung durch einen erfahrenen Arzt und einer qualifizierten Ernährungsfachkraft notwendig. Ohne die Zugabe von gewissen Vitaminen oder Nährstoffen funktioniert die Ernährung aber nicht.

Stillen immer fördern

Das Stillen bleibt sehr wichtig und sollte unbedingt versucht und gefördert werden. Die Muttermilch ist das einzige Lebensmittel in einer einzigen Phase des Lebens, das einen Menschen komplett ernährt, es ist sozusagen die einzige natürliche, voll bilanzierte Ernährung. In Ländern der Dritten Welt ist die Stillförderung eine der zentralen Strategien zur Senkung der Kindersterblichkeit. Daraus entspringt auch die Empfehlung der WHO, Kinder bis zum Alter von 6 Monaten ausschliesslich zu stillen und das Stillen parallel zur Beikost bis zum Alter von 2 Jahren weiterzuführen. In der Schweiz gehen wie schon oben erwähnt die Empfehlungen nicht so weit. Gestillt werden soll im ersten halben Jahr. Beginn mit Beikost frühestens ab dem 5. Monat und spätestens ab dem 7. Monat. Die Mutter soll den Säugling parallel so lange weiterstillen, wie Mutter und Kind das möchten. Falls Stillen nicht möglich sein sollte, wird Säuglingsanfangsnahrung in den ersten 6 Monaten empfohlen.

Kuhmilch darf dem Säugling ebenfalls im ersten Jahr in kleinen Mengen schon verabreicht werden in der Beikost. Die Kuhmilch enthält aber zu viele Eiweisse (fast 3x mehr als Humanmilch), so dass keine grösseren Mengen, beispielsweise in einem Schoppen, empfohlen werden. Erst im zweiten Lebensjahr kann die Säuglingsanfangs- oder -folgenahrung durch Kuhmilch (Vollmilch) ersetzt werden. Studien haben gezeigt, dass bei zu hohem Proteingehalt der Nahrung im ersten Lebensjahr, später vermehrt Übergewicht auftreten kann. Die Säuglingsanfangs- oder –folgenahrung haben darum einen ähnlichen Proteingehalt wie die Muttermilch.

überarbeitet am 03.09.2022

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