Verstopfung / Obstipation

Die Verstopfung ist ein wirklich häufiges Problem in der Hausarztpraxis und mehrmals wöchentlich beraten wir Patienten diesbezüglich. Etwa 20% der Bevölkerung leiden in Europa an Verstopfung, drei Viertel davon sind Frauen.

Grundsätzlich ist die „normale“ Stuhlganghäufigkeit sehr unterschiedlich. So gelten medizinisch Stuhlganghäufigkeiten zwischen 3x wöchentlich und 3x täglich definitionsgemäss als normal. Eine vollständige Verdauung bis zum Stuhlgang ist beim Erwachsenen je nach Beschaffenheit der Nahrung und je nach Darmtätigkeit sehr unterschiedlich und dauert meist zwischen 8 Stunden bis drei Tagen.

Symptome

Je nach Ausprägung kann eine Verstopfung unterschiedliche Beschwerden verursachen. Bei leichterer Verstopfungen fühlen die Patienten einen geblähten Bauch, leiden unter allgemeinem Unwohlsein und Völlegefühl. Der Stuhlgang ist erschwert oder sogar schmerzhaft. Ausserdem ist starkes Pressen zur Darmentleerung notwendig. Meist führen kolikartige Bauchschmerzen den Patienten schlussendlich zum Arzt. Mit Koliken werden wellenförmige, wehenartige Schmerzen aufgrund von Krämpfen der Darmmuskulatur bezeichnet. Eine spezielle Form ist die paradoxe Diarrhoe. Dies ist eigentlich Durchfall, welcher aber durch eine Verstopfung verursacht wird. Der stehende harte Stuhl wird dabei durch bakterielle Zersetzung verflüssigt und wird als Durchfall ausgeschieden. Weiter oben ist der Darm aber weiterhin mit Stuhl verstopft.

Komplikationen

Bei chronischer langandauernder Verstopfung kann es aufgrund des harten Stuhlgangs zu sehr schmerzhaften Rissen in der Schleimhaut beim Darmausgang kommen (Analfissuren). Zudem können durch das starke Pressen Hämorrhoiden entstehen. Möglich ist auch ein kompletter Stuhlverhalt. Eine weitere Komplikation sind Entzündungen von Darmausstülpungen (Divertikelentzündungen).

Ursachen

Eine häufige Ursache für Verstopfung ist die Ernährungsweise mit meist unzureichender Ballaststoffzufuhr und ungenügender Trinkmenge. Ebenfalls kann sich das Ignorieren des Stuhldranges negativ auswirken. Gelegentlich passiert das akut auf Reisen, wenn wegen fehlenden oder nicht sauberen Toiletten der Stuhlgang unterdrückt wird. Inaktivität, vor allem bei älteren Patienten, führt auch zu einer etwas lahmeren Verdauung. Eine weitere häufige Ursache ist das Reizdarmsyndrom, bei welchem sich teilweise Verstopfung und Durchfall abwechseln. Schmerzen im Bereich des Darmausganges (Hämorrhoiden, Abszess, Analrisse) können zu Verstopfung führen, da der Schliessmuskel als Reaktion auf die Schmerzen dazu neigt, vermehrt zu verkrampfen. Medikamente sind ebenfalls häufige Auslöser von Verstopfung. Vor allem die starken Schmerzmedikamente, welche morphinähnlich sind, können sehr stark die Darmtätigkeit verlangsamen. Natürlich gibt es noch sehr viele weitere Ursachen für Verstopfung, welche jedoch seltener Auftreten und deshalb hier nicht alle erwähnt werden können.

Therapie

In erster Linie sollten Ernährungsfehler oder ein ungünstiger Lebensstil korrigiert werden. Dies bedeutet den Drang zum Stuhlgang nicht zu unterdrücken, genügend Bewegung und Trinkmengen von ca 1.5-2 Liter. Die Ernährung sollte auf ballaststoffreiche Kost (Vollkorn, Gemüse) umgestellt werden. Stopfende Lebensmittel sind Weissbrot, Teigwaren, Bananen, Karotten und Schokolade (vor allem dunkle Schokolade) und sollten darum gemieden werden. Abführend wirken eingelegte Pflaumen, Feigen und Aprikosen. Unterstützend können auch Leinsamen und Flohsamen mit viel Flüssigkeit eingenommen werden. Allenfalls braucht es auch eine Ernährungsberatung. Magnesium wirkt in erhöhter Konzentration auch abführend. Der Lebensrhythmus sollte möglichst regelmässig mit geregeltem Tag-Nacht-Rhythmus und gleichen Essenszeiten sein.

Helfen diese Massnahmen nicht, ist der Gang zum Arzt und eine allfällige Weiterabklärung oder Einnahme von Abführmitteln notwendig.
Gelegentlich sind vor allem ältere Patienten auf jahrelange Einnahme von Abführmitteln angewiesen. Schwere Nebenwirkungen sind auch bei sehr langer Einnahme bei den meisten Abführmitteln kaum zu befürchten. Die Medikamente sollten möglichst regelmässig eingenommen werden, so dass auch der Stuhlgang möglichst regelmässig wird. Ein ständiger Wechsel zwischen Verstopfung und dann wieder Durchfall, wegen zu starken Abführmitteln ist nicht sinnvoll. Die Dosierung des Medikaments sollte so gewählt werden, dass der Patient dies regelmässig einnehmen kann und trotzdem keinen Durchfall hat.

Verstopfung beim Säugling

Auch bei Säuglingen ist die Häufigkeit der Stuhlentleerung sehr verschieden. Bei Stillkindern können mehrere Tage ohne Stuhlgang normal sein. Hinweise für eine Verstopfung sind, wenn die Häufigkeit seltener ist als bis anhin gewohnt und der Stuhl fest ist und aus kleinen Kügelchen besteht. Wie beim Erwachsenen kann der harte Stuhl kleine Risse am Darmausgang verursachen. Ausserdem hat der Säugling wegen der Verstopfung Schmerzen.

Grundsätzlich haben gestillte Babys sehr selten Verstopfung. Die Umstellung auf Schoppennahrung oder Breimahlzeit kann jedoch ein Auslöser sein. Wichtig ist, dass der Schoppen bzw. der Brei mit genügend Wasser, nicht zu dickflüssig, zubereitet werden. Stopfende Lebensmittel wie Bananen, Karotten oder Reis sollten gemieden werden. Gerade bei selbst gemachter Breikost sollten die beliebten Karotten zuerst zurückgestellt und der Brei lieber aus Spinat, Zucchetti oder Aubergine beispielsweise in Kombination mit Kartoffeln hergestellt werden. Trinken darf der Säugling von Vorteil Fencheltee. Bei Kindern ab dem zweiten Lebensjahr dürfen Weizenkleie (1-2 Esslöffel) oder Leinsamen (3 Teelöffel) angewendet werden, um den Stuhl weicher zu machen. Kinder ab 4 Jahren dürfen sogar die doppelte Menge über den Tag verteilt einnehmen. Wichtig ist aber auch hier die zusätzliche Flüssigkeitszufuhr. Nur so wirken die Ballaststoffe und Quellmittel richtig.

Termin vereinbaren oder anrufen