Tinnitus – Wenn das Ohr nicht zur Ruhe kommt
Ein ständiges Pfeifen, Summen oder Klingeln im Ohr – viele Menschen kennen das. Dieses Phänomen nennt sich Tinnitus und kann sehr belastend sein. Doch was steckt dahinter, wie häufig tritt es auf, und was kann man dagegen tun?
Häufigkeit
Tinnitus ist weit verbreitet. Schätzungen zufolge erleben etwa 10 bis 15 % der Erwachsenen zumindest zeitweise Ohrgeräusche. Bei etwa 1 bis 2 % der Betroffenen sind die Beschwerden so stark, dass der Alltag erheblich beeinträchtigt ist. Besonders häufig tritt Tinnitus bei Menschen über 50 Jahren auf, aber auch jüngere Personen können betroffen sein – insbesondere durch Lärmbelastung oder Stress.
Ursachen
Tinnitus kann verschiedene Gründe haben, wobei meist mehrere Ursachen zusammen verantwortlich sind. Häufig tritt er in Verbindung mit Hörschäden auf, die durch Lärm, Alter oder Erkrankungen des Gehörs entstehen. Weitere mögliche Ursachen sind:
- Stress und psychische Belastung, Depressionen, Burn out
- Durchblutungsstörungen im Innenohr, Bluthochdruck
- Infektionen (Mittelohrentzündung) oder Entzündungen
- Verspannungen in der Nacken- und Kiefermuskulatur
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- Ohrenschmalz oder Fremdkörper im Gehörgang
- Erkrankungen wie Morbus Menière oder Hörsturz
Symptome
Typischerweise äußert sich Tinnitus durch unterschiedliche Geräusche, die Betroffene hören, ohne dass eine externe Schallquelle existiert. Diese Geräusche können als Pfeifen, Rauschen, Zischen oder Brummen wahrgenommen werden. Der Tinnitus kann einseitig oder beidseitig auftreten, dauerhaft oder intermittierend sein und in seiner Lautstärke variieren. In schweren Fällen kann er zu Schlafproblemen, Konzentrationsstörungen und psychischen Belastungen führen.
Der akute plötzliche Tinnitus, welcher ganz neu zusammen mit einer Hörminderung auftritt, könnte eine Manifestation eines Hörsturzes sein und braucht eine ärztliche Beurteilung.
Therapie
Eine allgemeingültige Heilung für Tinnitus gibt es nicht. Zu schön wäre die Vorstellung einer Spritze, Tablette oder zumindest Operation, welche jede Art von Ohrgeräusch dauerhaft heilt. Gelegentlich gibt es aber doch einen einzelnen klaren Auslöser, wie ein Ohrpropf, so dass nach Entfernung dieser Verstopfung des Gehörgangs allenfalls eine Besserung möglich ist. Beim Arztbesuch wird darum auch nach behebbaren Ursachen gesucht. Falls kein behandelbarer Grund gefunden wird, können verschiedene Maßnahmen hilfreich sein:
- Hörgeräte: Falls ein Hörverlust vorliegt, können Hörgeräte helfen, den Tinnitus zu überdecken. Moderne Hörgeräte haben oft integrierte Tinnitus-Programme, die mit sanften Klängen den störenden Ton mindern.
- Tinnitus-Noiser oder Masker: Diese Geräte erzeugen beruhigende Hintergrundgeräusche, die den Tinnitus weniger wahrnehmbar machen. Sie werden häufig nachts verwendet, um Schlafprobleme zu reduzieren.
Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Eine der effektivsten Methoden, um die Belastung durch Tinnitus zu reduzieren. Betroffene lernen, ihre Reaktion auf das Geräusch zu verändern und dadurch die Wahrnehmung des Tinnitus zu verringern. Erlernbar ist dies im Rahmen einer psychologischen Therapie. - Musik- und Klangtherapie: Sanfte Hintergrundmusik oder spezielle Klangprogramme, die sich an die Frequenz des Tinnitus anpassen, können helfen, die Wahrnehmung des Geräuschs zu reduzieren.
- Medikamentöse Behandlung: Es gibt keine spezifischen Medikamente gegen Tinnitus, aber durchblutungsfördernde Mittel oder Medikamente gegen Angstzustände und Depressionen können helfen, die Beschwerden zu lindern.
- Physiotherapie und manuelle Therapie: Bei muskulären Verspannungen in Nacken oder Kiefer kann eine gezielte Behandlung Linderung bringen. Besonders Kieferfehlstellungen oder Verspannungen durch Stress spielen eine große Rolle.
Entspannungsverfahren: Techniken wie Yoga, Meditation, progressive Muskelentspannung oder Atemübungen helfen, Stress abzubauen, der den Tinnitus oft verstärkt. - Akupunktur: Diese Methode wird von einigen Betroffenen als hilfreich empfunden, auch wenn die wissenschaftliche Evidenz begrenzt ist.
- Ernährungsumstellung: Der Verzicht auf koffeinhaltige Getränke, Alkohol und Nikotin kann die Symptome verbessern, da diese Stoffe die Durchblutung beeinflussen.
- Schlafhygiene verbessern: Guter Schlaf kann die Wahrnehmung des Tinnitus positiv beeinflussen. Ein regelmäßiger Schlafrhythmus, das Vermeiden von Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen und eine entspannte Schlafumgebung helfen dabei. Hier finden Sie weitere Tipps zur Schlafhygiene.
- Ablenkung im Alltag: Beschäftigungen wie Lesen, Sport oder soziale Aktivitäten helfen, die Aufmerksamkeit vom Tinnitus wegzulenken und ihn weniger belastend zu machen.
Prognose
Die Prognose hängt stark von der Ursache und der individuellen Wahrnehmung ab. Bei akutem Tinnitus verschwindet das Ohrgeräusch oft von selbst innert weniger Wochen. Chronischer Tinnitus bleibt häufig bestehen, kann aber mit geeigneten Maßnahmen deutlich abgemildert werden. Entscheidend ist der Umgang mit den Geräuschen – mit einer gezielten Therapie und Unterstützung lässt sich die Lebensqualität trotz Tinnitus je nach Fall erheblich verbessern.
erstellt am 16.03.2025